Erlebnisbericht
Besteigung des Mont Blanc 4810 m.ü.M.
Höchster Berg der Westalpen Das absolute Gipfelhighlight 2003 12./13./14./15. September
2003 * Bei dieser kleineren Expedition
als 3 - tägige Alpengroupie - Tour sind heute dabei: Iwan Borer,
Dieter Hunziker, Sascia Cavallaro, Franziska Aebischer, unser Führer
Stephan Tüscher und ich. Wir alle haben schon am Strahlhorn gelitten.
Rolf Jeger, der siebte im Bunde, musste leider absagen, er konnte nicht
frei nehmen. Am Mittwoch Abend treffen wir uns zu fünft in einer
Beiz in Oensingen, um alles nochmals durch zu sprechen. Stephan ist in
Zermatt und arbeitet. Am Donnerstag wird gepackt, denn das Wetter hat
sich schon in den Prognosen super angehört. Am Freitag Morgen gibt
es kein zurück mehr. Das Wetter ist genial, die Nullgradgrenze liegt
bei 2300 m. und letzte Woche hat es auch geschneit. Iwan fährt uns
nach Chamonix, er holt Didi in Brislach ab und dann mich. Nun heisst es
Abschied nehmen von Bianca und Iris für die nächsten 4 Tage.
Über den Passwang zur Autobahn und über Bern - Fribourg zur
Autobahnraststätte Gruyère. Hier treffen wir Franziska und
Sascia um 09 30 h. Kaffe Halt und noch Diverses einkaufen. Dann weiter
nach Vevey - Martigny zum Col de la Forclaz hoch, einem Pass nahe der
Schweizer Grenze. Hier entdecken wir eine sehr schöne Landschaft,
ich war noch nie hier. Stephan erwartet uns hier auf dem Pass. Jetzt sind
wir komplett, es ist 11 30 h. Nun über den Zoll nach Chamonix, schon
bald erreichen wir diese Stadt in den Alpen. Da steht er, der grosse,
weisse Berg, die Gletscher, Nadeln, die Aiguille du Midi mit der Spitze
zuoberst. Zuerst suchen wir eine Pizzeria auf und geniessen Kohlenhydrate
in Form von Spaghetti Carbonara und Spaghetti Bolognese, in grossen Töpfen
serviert, super, dazu eiskaltes Bier. Danach vom Dorf Les Houches ( 1007
m. ) mit der Luftseilbahn zur Station Bellevue auf 1790 m.ü.M. und
umsteigen auf die "Tramway du Mont Blanc", welche uns hoch fährt
zum Le Nid d`Aigle ( Adlernest ) auf 2373 m.ü.M. Es ist bereits 14
45 h und hier beginnt diese dreitägige Tour, es gilt ernst. 1 ½
Jahre haben wir nun davon gesprochen. Wir wandern auf schönem Bergweg
in 2 Stunden auf die untere Hütte. Am Anfang des Hüttenweges
steht eine Warntafel, es ist verboten, diese Tour durch zu führen,
datiert vom August 2003. Am 7. August starben auf dieser Route im Couloir
4 Bergsteiger durch Steinschlag. Es war extrem gefährlich hier in
diesem wahnsinnig heissen Sommer, der die Gletscher schmelzen liess und
der Permafrost die Berge nicht mehr zusammen halten konnte. Auf 2400 Meter
steht ein Eisenkreuz am Weg, hier verunglückte ein Deutscher 1981.
Auf 2700 Meter treffen wir auf den ersten Neuschnee, der den Pfad weiter
oben etwas heikel macht. Der Tiefblick auf Chamonix ist genial, in vielen
Kehren immer höher und höher. Noch ein paar gefährliche
Stellen und schon sehen wir die Tete Rousse - Hütte, unser heutiges
Ziel. 2 Stunden später und 900 Höhenmeter weiter oben erreichen
wir die Hütte auf 3167 m.ü.M. Zu Beginn hatten wir Bekanntschaft
mit 5 Steinböcken gemacht und Didi, das Tier, marschiert so meistens
100 Meter über uns. Die Hütte ist klein und eng, dahinter wird
gerade an einer zweiten gebaut. Unsere Rucksäcke müssen draussen
im Gang bleiben, nicht nur die Pickel und Steigeisen. Mit Bier beginnen
wir unsere Ruhezeit mitten im Nachmittag, die Sonne scheint, super Aussicht,
Helikopter landen und nehmen Touristen und Bergsteiger mit ins Tal hinunter.
Das Abendessen wird um 19 00 h aufgetischt. Es gibt kühle Suppe,
absolut ungesalzen, Kartoffeln und Rindssuppenfleisch, nichts spezielles.
Dann feiern wir, ich spendiere meinen Los Aldeas 2002, den ich hier rauf
getragen habe. Danach fliesst der rote Hüttenwein, es gibt nichts
besseres zum Müde werden. Jetzt kommt mein iRiver IFP 252 MB MP3
- Player zum Einsatz, winzig klein mit Kopfhörer und ein sackstarker
Sound. Ein Geburtstagsgeschenk zum Vierzigsten. Davon können sich
in der Hütte alle überzeugen. Wir hören Plüsch, AC/DC,
Rumpelstilz, Klassik ( Morgenstimmung ) usw. Die Stimmung draussen ist
super, die Sonne verschwindet und wir erleben ein schönes Abendrot.
Gegen 22 00 h ist Nachtruhe, man erholt sich bestens und wir schlafen
in diesem Sinne aus, ich penne fast 7 Stunden. Danach drehe ich die Stirnlampe
aus. Am Samstag Morgen um 07 45 h zum Frühstück, gemütliches
Packen, menschliche Bedürfnisse nicht vergessen, draussen bläst
der Wind eisig kalt. Ab 09 20 h wird angeseilt, die Steigeisen montiert
und los geht es in voller Montur, denn jetzt kommt die gefährlichste
Stelle der ganzen Tour, die Felswand mit dem Couloir. ( Grand Couloir
) Diese Stelle ist im Sommer extrem Steinschlag gefährdet, jetzt
aber zum Glück gefroren. 600 Höhenmeter stehen vor uns, eine
steile Wand, zuoberst trohnt die Gouter - Hütte auf der Aiguille
du Gouter. Abmarsch um 09 30 h, über Firnschnee und einen kleinen
Gletscher alsbald zum Couloir, das mit einem Drahtseil gesichert ist,
in welches wir uns einbinden, das Kabel hängt in der Luft. Danach
alsbald in die Wand hinein. Es macht hier Spass zu klettern, etwa im zweiten
Grad, wir sichern uns mit Reepschnüren und Bandschlingen und hängen
den Karabiner nach jedem Wechsel ein und aus. Schon kommt das zweite Drahtseil,
so wie am Jägihorn, dann ein Pfad im Schnee, alles braucht seine
Zeit. Das Klettern ist schön, die Felsen sind griffig und schräg
nach oben gerichtet. Schon kommen Alpinisten von oben und kreuzen uns,
dazwischen machen wir Fotos, trinken etwas und essen Schoggi. Die Gouter
- Hütte ist schon nah, wir sind seit 1 ½ Stunden unterwegs,
nun auf 3600 m.ü.M. Dann auf einen weiteren Grat, tolle Felsen, erinnert
mich ans "Willsgrätli" am Wetterhorn oder auch an das Matterhorn.
Von unten überholen uns 2 Bergsteiger, wahrscheinlich Franzosen,
rempeln uns an und verletzten Franziska unter mir beinahe am Hals mit
dem Pickel. Das sind fertige Idioten. Wir rufen aus in verschiedenen Sprachen,
sie reagieren nicht. Solche gibt's zum Glück wenige, warum pressieren,
die Hütte ist auch für die das heutige Ziel, nehme ich mal an.
Weiter aufwärts klettern, bald sind wir da, noch ein paar Kehren,
ein paar Meter. Gruppe 1 ist schon oben und grinst auf uns herab. Um 12
30 h erreichen wir die Gouter - Hütte auf 3817 m.ü.M. Gratulationen,
Händedruck, ein Gruppenbild mit Sonne und Berge. Wer hier in dieser
600 Meter hohen Wand beim Klettern mit oder ohne Schnee grössere
Probleme bekommt, hat auf dem Mont Blanc nichts zu suchen. Stephan hat
für uns sehr gute Nachrichten, wir haben im Lager unsere 6 Plätze,
alles ist okay. Er konnte sie ja nicht wirklich reservieren. Material
verräumen, Zimmerbezug und umziehen. In der Beiz geniessen wir eine
tolle Suppe mit Croutons, Didi hat extrem viel Essen mit dabei, dazu etwas
Bier, gute Gespräche, wir sind alle sehr happy. Wir alle können
von Glück reden, dass wir nicht auf dem Fussboden schlafen müssen
oder auf den Tischen, so wie drei andere. Freuen uns auf den morgigen
Tag. Die Aussicht ins Tal von Chamonix ist gewaltig. Nun spendiert Didi
seinen Weissen, dann ein Telefon zu Iris, die Verbindung klappt von hier.
Draussen strahlt das schönste Wetter, etwas später geniessen
wir die Sonne und steigen hinter der Hütte auf den Grat hoch. Super
Blick zur Aiguille du Midi, Mont Maudit und natürlich die nächsten
500 Meter hoch zum Dome de Gouter von Morgen früh. Die Aufstiegsspur
ist deutlich zu sehen, das ist schon die halbe Miete. Rechts davon die
Aiguille du Bionnassay, darunter der Glacier de Bionnassay. Es wird 17
00 h. Wir sehen russische Bergsteiger, Freaks, mit uralter Ausrüstung,
unglaubliche Sachen, Vollpack mit 40 kg,. Jeansjacke, rosarote Stoffhosen,
unten mit durchsichtigem Klebeband zusammen gehalten. Dann auch eine harte
Frau aus der Ukraine. Das Abendessen findet um 18 00 h statt, es gibt
Reis, Suppe, Speck und Dessert, dazu einen Gamay 2002 Hüttenwein,
akzeptiert! Der Abend kommt, doch die Sonne steht noch sehr hoch. Es wird
gepackt für die grosse Tour Morgen, vieles bleibt hier als Depot
in der Kiste liegen, denn ich will und muss wenig Gepäck tragen am
grossen, weissen Berg. Wir richten uns danach ein, um 01 00 h aufzustehen
und um 02 00 h zu starten. Kein Frühstück für uns, dieses
gibt es erst um 03 00 h. Die Gouter - Hütte ist in allen Belangen
gut, um 19 30 h genehmigen wir uns noch einen Gamay, diesmal spendiert
von Iwan, besten Dank. Um 19 57 h geht Mitte September die Sonne unter
auf 3817 m.ü.M. Wir geniessen ein gewaltiges Abendrot und machen
Fotos. Didi spendiert noch 2 Bier, es ist 20 30 h. Ein paar Wahnsinnige
montieren die Bergschuhe und starten jetzt wohl zum Gipfel oder zur Nothütte
Vallot auf 4362 m.ü.M. Wenn sie dann irgendwo dort oben sind um 01
00, stehen wir auf. Nachtruhe bei uns um 21 00 h. Ich kann nicht einschlafen,
im Zimmer haben wir zwar genügend Platz, aber es ist stickig, zu
trocken und zu warm. In 3 Stunden starten wir endlich zur dritten Etappe
dieser grossen Tour, der Besteigung des Mont Blanc, der auch "Der
Monarch" genannt wird. Viele Dinge gehen mir durch den Kopf, wie
steil ist das Gelände, wie schlimm die Höhe, der Wind, die Bise?
Werden wir es schaffen? Dann schlafe ich ein, trotz störendem Neonlicht,
das aus der Gaststube strahlt. Es ist Sonntag, der 14. September 2003,
das Natel läutet um 01 00 h. Sofort erheben sich alle, wir ziehen
uns in Ruhe an, niemand stört, alle anderen schlafen noch, wir haben
Platz, packen und verzichten auf das Morgenessen. Dann nach draussen,
anseilen, 2 Seilschaften, Herzklopfen. Der Mond spendet das erwartete
Licht, wir steigen hinter der Gouterhütte auf zum Grat, über
diesen zu einer Senke, wo 5 Zelte in einem Biwak stehen, eingemauert und
geschützt mit gesägten Eisblöcken, ein Maurer hätte
seine Freude daran. Vor uns steht der erste Viertausender, der Dome de
Gouter ( 4304 m. ) Dies ist mein 32. Viertausender. Nun steil in dessen
Flanke hinein, im Zickzack den Berg hoch schnaubend, schön langsam,
damit es für Franziska gut kommt, hinter ihr habe ich noch Dieter
am Seil. Gruppe 1 besteht wie gehabt aus Stephan, Iwan und Sascia. Noch
ist es ruhig, es ist herrlich, mitten in der Nacht im Mondschein und unter
dem Sternenhimmel zu wandern. Der extrem helle Planet Mars strahlt im
Süden zu uns herüber. Nachdem wir in der Spur die Eisblöcke
links sichten, erreichen wir erstmals die Grenze von 4000 Meter über
Meer. Eine Bise zieht von links heran, der Wind nimmt rasch zu und schon
fängt es auf dem Firnfeld an zu stäuben, die Eispartikel schmerzen
im Gesicht. Das Ganze entwickelt sich zu einem Sturm und als wir beim
Übergang links des Gipfels eine Ebene erreichen, bricht das absolute
Inferno los. Es ist die Hölle, fast unmenschlich. Diese als Höhenstürme
bezeichneten starken Winde verlangen von uns das allerletzte. Er peitscht
uns voll ins Gesicht, als wir zur Gruppe 1 aufschliessen, können
wir uns nicht einmal verstehen und auch nicht mehr sehen. Mit dem Rücken
zum Sturm stehen wir rückwärts beieinander. Nun weiter, es ist
extrem, wie der Wind heult, die Sicht aber ist gut. Dann etwas abwärts
übers Schneefeld, im Licht des abnehmenden Mondes steht er da, der
Mont Blanc, gewaltig sein Aufbau, seine Flanken, der Weg da hinauf zeichnet
sich ab. Wir erkennen das Notbiwak, die Vallothütte auf 4362 m. vor
uns und wollen so schnell wie möglich dort hinein kriechen, um vor
diesem Inferno, dieser Kälte geschützt zu sein. Leicht ansteigend
auf 4200 Meter, dann hinauf zur rettenden Hütte. Nach 2 Stunden und
15 Minuten erreichen wir unsere Notunterkunft und gelangen von unten angeseilt
in die blecherne Biwakschachtel. Drinnen ist es still, kalt und ungemütlich,
8 Bergsteiger liegen in ihren dicken Daunenschlafsäcken. Aber so
verdreckt und schlimm wie ich die Hütte in anderen Berichten im Internet
vorgefunden habe, ist sie nicht ganz. Draussen herrscht eine Temperatur
von sicher 15 Grad minus und hier drinnen kann man auch nicht von Wärme
sprechen. Dieses Inferno hat uns stark abgekühlt und wir probieren,
uns warm zu halten durch Aerobic, Bewegung, Schuhe ausziehen und wärmen,
zudecken und kuscheln. Natürlich kuscheln hier nur Sascia und Franziska.
Iwan und Franziska haben schweinekalt, wir alle schlottern. Zum ersten
Mal habe auch ich in meinen Scarpa - Schalenschuhen kalte Zehen, Schmerzen,
das sogenannte " Hornnegeln." Noch nie erlebt bisher, muss das
kalt sein heute Nacht. Iwan bekommt von einem Alpinisten dicke Schlafschuhe
aus Gore Tex - Material, doch es nützt nichts mehr, er will abbrechen,
die Kälte ist zu gross. Alle haben kalte Füsse und Franziska
weint ob der Schmerzen an den Zehen. Stephan zieht seine Bergschuhe aus,
bläst warmen Atem in seine Handschuhe und stülpt diese wiederum
über seine Füsse. Das will etwas heissen. Die Moral liegt im
Moment bei uns allen auf dem Boden. Schon hocken wir eine Stunde hier
drin und müssen nun handeln. Wie wird wohl das alles enden? Nun gibt
es drei Möglichkeiten: 1: Wir ziehen die Sache durch und besteigen
alle sechs den weissen Berg, falls überhaupt noch möglich. 2:
Stephan als unser Führer steigt mit der halben Gruppe ab, der Rest
probiert den Gipfel zu erreichen. 3: Wir brechen die ganze Tour ab und
flüchten alle zur Gouterhütte zurück und vergessen den
Gipfelsieg. Nun diskutieren wir den weiteren Verlauf und wenn Didi mitmacht,
probieren wir den Aufstieg zu zweit und können somit den Berg besiegen.
Didi ist dabei und wir verabschieden uns von Stephan, Sascia, Iwan und
Stephan. Gutes Gelingen, macht`s gut. Nach 2 Stunden in der Vallotschachtel
starten wir beide mit gemischten Gefühlen um 06 00 h und beginnen
den Aufstieg zum Mont Blanc, genügend Zeit haben wir immer noch.
Ich führe auf den Berg, Didi ist Seilzweiter. Dann sagt der kleine
Dieter zu mir: "So, du Hüenerfützi, jetz jagdi dört
ufä." Und so gingen wir, kommen gut voran. Nun befinden wir
uns schon 4400 Meter über Meer. Der Sturm hat nachgelassen und plötzlich
wird es fast windstill, nur ein paar kleine Böen erfassen uns. Links
im Osten färbt sich der Horizont blau - grün - gelb, dann orange.
Ein neuer Tag bricht an, es ist herrlich. Der Mond steht noch hoch oben.
Über dem Mont Blanc leuchtet das Sternbild des Orion. Nach dem ersten
Firnfeld steigen wir voll in den Berg ein, das Gelände wird steiler
und steiler, ich schätze, die extremste Neigung des Aufstiegs beträgt
etwa 35 Grad Steilheit, wir erreichen 4500 Meter über Meer. Nun sehen
wir Blitze oder Wetterleuchten vom Wallis her. Als wir zurück blicken,
sehen wir die Stirnlampen leuchten von über 10 Gruppen, es sieht
aus wie eine Schlange aus Glühwürmchen. Jetzt liegen die zwei
sogenannten "Kamelhöcker" vor uns, nämlich der Grands
Bosse 4513 m. und der Petit Bosse 4677 m. Vor uns klettert 1 Gruppe und
eine Einzelperson den Firn hoch. Bald ist es so hell, dass ich ohne Blitz
fotografieren kann. Jetzt erfasst uns der Höhensturm von Osten her
wieder mit voller Wucht und drückt uns in der Spur herum. Die Eisstückchen
schmerzen furchtbar im Gesicht, es peitscht und pfeift und rauscht wie
in der Hölle, wir ziehen noch zusätzlich die Kapuzen unserer
Bergjacken über, aber es nützt nicht viel. Dann gelangen wir
zu einem ebenen Stück, rechts eine riesige Gletscherspalte, ein schmaler
Pfad führt uns durch Eisblöcke, sogenannte "Serracs."
Nun sind wir schon auf der Höhe der Dufourspitze, 4634 m., wir haben
die Schweiz längst unter uns gelassen. Der Blick auf meinen Suunto
- Höhenmesser wird immer interessanter. Weiter aufwärts, wieder
ebener, bevor es uns voll in die grösste Steilheit der Route zieht.
Das Atmen wird schwer, ich muss immer wieder halten, um durch zu atmen.
Mensch, ist das steil, und weiter, immer weiter. 4700 Meter, über
mir der Vorgipfel, der keiner ist, bald einmal auf einer Kuppe, ein breites
Schneefeld, das dann immer enger wird und jetzt zum berühmten Bossesgrat
führt. Von hier liest man viele schlimme Geschichten, der Wind bläst
ja auch, doch es ist viel angenehmer als bisher. Die laufende Nase von
Dieter hat sich in einen 2 cm langen Eiszapfen verwandelt, so was habe
ich noch nie gesehen. Vor ein paar Tagen las ich einen Tourenbericht im
Internet. Dort stand: Da ist was Wahres dran. Danach beginnt der Bossesgrat, er ist wunderschön, leicht ansteigend und etwa 100 - 150 Meter lang. Schritt für Schritt, weiter, 4750 Meter, der Puls rast, wir haben warm, keine Kältegefühle mehr, ausser im Gesicht, es kann nicht mehr lange dauern. Mitten auf dem Grat müssen wir der ersten Gruppe ausweichen, da sie schnell wieder absteigen. Etwas später kommt die bekannte 40 cm. breite Stelle, hier wäre ein Ausweichen nicht so lustig. Ein Blick auf mein Handgelenk, 4800 Meter, ich flippe fast aus. Noch ein paar Minuten Schinderei. In diesem Moment bricht das Sonnenlicht von Osten her durch, genau über den Grat, scheint mir ins Gesicht. Noch ein paar wenige Schritte, der gewölbte Gipfel liegt vor mir, dann ist es geschafft: Ich stehe auf dem höchsten Punkt Frankreichs, 4810 Meter über dem Meeresspiegel, Didi schliesst auf, ein Traum wird wahr, wir beide stehen auf dem Gipfel des Mont Blanc. Es ist genau 07 45 h. und es ist schweinekalt, ich schätze bis minus 25 Grad. Der Sturm wütet noch immer, aber schwächer. Der höchste Berg der Westalpen, höchster Gipfel Europas, ( ausser, da wäre nicht noch der Elbrus in der Türkei. ) Ein kräftiger Händedruck, hier oben in dieser Kälte, beschienen von der gelben Sonne, stehen wir, endlich ist es geschafft. Heute, am 14. September 2003, genau einen Monat nach meinem 40. Geburtstag, was für ein nachträgliches Geschenk. Nach 1 ½ Jahren warten und 2 Jahren Planung für diese Alpengroupie - Tour. Das Glückshormon im Körper läuft hier oben auf 300 Prozent. Wir sind rundum zufrieden und glücklich, ich weine, schluchze hier oben wie eine Memme. Es hat mich umgehauen. Ich denke an unsere 4 Freunde unten auf dem Gletscher, sie sind gefühlsmässig auch hier bei uns auf der Spitze. Top of Europe, das ist hier, nicht das Jungfraujoch. Lächerlich! Wir brauchten genau 4 Stunden im Aufstieg von der Gouter - Hütte bis zum Gipfel. Die Kälte und der Wind war brutal heute, da sehnt man sich wieder mal an ein warmes Plätzchen. Wir machen Fotos, 360 Grad Rundsicht, super Wetter, atemberaubend, fantastisch, einfach genial. Wir hüpfen und springen vor Freude auf dem Gipfel herum, reissen den Pickel in die Höhe. Alle Mühen sind vergessen, doch der Weg zurück in die Zivilisation ist noch weit. Jetzt machen wir Fotos, nach allen Seiten. Nun stehe ich also auf dem Mont Blanc, es ist mein 33. Viertausender. 2 Bergsteiger in Gelb - Schwarz sitzen auf dem Gipfel, Didi übergibt die Kamera, Gruppenbild mit Groupiefahne, bei mir ein Batteriewechsel, es muss schnell gehen. Wir beide sind hier nah bei Gott, oder auch nicht. Danach filme ich noch 2 Videoclips à 30 Sekunden, den Gipfelwein vergessen wir natürlich, selbstverständlich auch die wohlverdiente Zigarette. Aber nicht die zahlreichen Fotos. Wir stehen links in Frankreich, dann wieder mal rechts in Italien, die Grenze verläuft mitten durch den Gipfel. Die Finger frieren schon lange, da merke ich, dass mein rechter Daumen weiss geworden ist, ich zeige ihn Didi. Gefällt mir gar nicht. Schnell noch ein Foto, einfach die Aussicht geniessen, es ist unglaublich. Ich suche das Matterhorn, irgendwo in den Walliser Alpen, finde es aber nicht, bin viel zu viel aufgeregt, überdreht, euphorisch. Die Natelverbindung zu Iris funktioniert nicht, ich probiere später wieder. Eine kleine Babysocke von Bianca habe ich im Rucksack dabei, das Söckchen ist mein Talismann und jetzt auch auf dem Gipfel dabei. Schnell ist eine halbe Stunde vorüber, viel zu lange eigentlich, rasch packen wir und steigen ab, genau um 08 15 h. Wieder über den Bosses - Grat, schnell verlieren wir an Höhe, über die beiden Kamelhöcker, dazwischen eine Fotosession auf schmalem Pfad zwischen riesigen Spalten. Weit unten glänzt die Vallothütte. In der Sonne machen wir eine erste Pause, ich habe Kontakt zu Iris und melde mich. Sie hat noch immer Angst zu Hause. Endlich habe ich wieder warm. Es geht steil bergab, 4500 m.ü.M., viele Gruppen kreuzen uns, dann auf die Ebene, rechts am Notbiwak Vallotschachtel ( 4362 m. ) vorbei. Danach einen leichten Gegenanstieg zum Dome de Gouter ( 4304 m. ) hoch, der mir voll in die Beine geht. Die Strukturen, die hier der Wind im Firnschnee geschaffen hat, sehen fantastisch aus. Beim raschen Abstieg vom Dome de Gouter legen wir nochmals eine Pause ein, trinken und essen etwas. Mein Mineralwasser ist zu 80 Prozent in der Plastikflasche eingefroren. Erst jetzt merke ich, dass ich während der gesamten Tour heute seit 9 Stunden gar nichts getrunken habe, das ist gefährlich. Mit Blick auf die Gouterhütte und die dahinter liegenden Voralpen latschen wir zufrieden und müde den Berg hinab. Heute steht uns noch ein Gewaltsabstieg bevor. Ich staune aber auch, dass in den letzten 3 Tagen kein Kopfweh den Tag oder die Nacht trübte, auch heute nicht, auf dem Gipfel. Bald einmal beim Zeltbiwak, dann über den Grat. Kurz vor der Hütte kommt Stephan auf uns zu, gratuliert uns zum Gipfelsieg und "eskortiert" uns beide zur Gouter Hütte und zu unseren Freunden zurück. Franziska macht Fotos, wir werden empfangen wie kleine Helden. "Juppiiee, juppiiee Alpengroupie." Es ist geschafft, wir haben 2500 Meter in den Beinen, aber es ist noch lange nicht fertig. Didi und ich brauchten vom Gipfel zur Gouter - Hütte ziemlich genau 3 Stunden mit den Pausen. Ab in die Hütte, ich freue mich auf eine Suppe und Cola. Danach packen wir das Depot in die Rucksäcke, bezahlen die Halbpension und sagen "au Revoir." Steigeisen montieren, anseilen und schon starten wir ins "Grand Couloir" hinein, glücklich und motiviert. Von hier nehme ich noch einen Stein mit, da es auf dem Gipfel keine gab. Wieder müssen wir stoppen, warten, es herrscht ein Gedränge, doch man kommt vorwärts, Grüsse hier, Gespräche da, und wieder drücken ein paar Spinner. 1 Stunde ist vorbei, bald verlassen wir den Grat. Später das Couloir durchschreiten am Stahlseil, weiter zu den Felsen, jetzt sind wir in Sicherheit. Beim letzten Abstieg auf Firn haut es mich über die Steigeisen und auf die Schnauze, nichts passiert. In wenigen Minuten zur unteren Hütte, hier endet dann eigentlich diese grosse Tour. Wir gratulieren einander, machen ein Gruppenfoto, trinken etwas und packen zusammen. Wir brauchten genau 1 ½ Stunden für den Abstieg durch diese Wand. Es ist nun 14 00 h geworden, Stephan, Iwan, Sascia und Franziska steigen ab zum Adlernest. Didi und ich machen das Schlusslicht, schwatzen noch ein bisschen, rauchen eine und geniessen. Danach starten auch wir, den Hüttenweg runter, aus dem Schnee raus, sehr nahe an 10 Steinböcken vorbei, die ich noch fotografieren kann. Die Zeit drängt, um 15 35 h fährt die zweitletzte Bahn ab Adlernest. Auf die Minute kommen wir in Nid d`Aigle an, der Zug fährt aber eine Minute zu früh ab. Naja! Wir haben unsere Kumpels fast eingeholt. Es ist endlich geschafft, wir beide haben am heutigen Tag satte 3500 Meter in den Beinen, ich glaube, das ist mein neuer Rekord. Gegen 16 00 h fährt ein Extrazug, aber die Kondukteurin, diese Billet - Tussi will uns zuerst gar nicht in den Zug lassen. Was für ein blödes Volk, ich möchte nur noch sitzen. Dann fahren wir ins Tal nach Bellevue, hier steigen wir um und nehmen die Luftseilbahn nach Les Houches. Wir sind wieder im grünen Bereich, in der Zivilisation. Es war einfach genial, die Besteigung des Mont Blanc. Zum Glück haben wir es geschafft, denn für den heutigen Tag haben Dieter und ich 7 Monate lang in den Wäldern des Schwarzbubenlandes gejoggt, das Strahlhorn im Juli als Training bestiegen und den Laufner Lauf "10 Meilen Laufen " am 24. August absolviert. Jetzt kann ich sagen, es hat sich gelohnt, wahrscheinlich war ich noch nie so fit wie in diesem Sommer. Unten zu unseren Autos, umziehen und nun in die nächste Gartenwirtschaft zum grossen Bier, um hier von Stephan Abschied zu nehmen. Er muss heute Abend in Zermatt eintreffen und morgen arbeiten. Tschüss, und eine gute Zeit. Danke vielmals, Stephan, für alles. Da schenkt er uns 50 Euro, um heute Abend einen Trinken zu gehen, Merci, Steff. Er händigt uns noch die Einzahlungsscheine für die Tour aus, jeder zahlt nächste Woche Fr.500.- ein. Diese vier, die den Gipfel heute nicht erreichen konnten, machen bereits für die Tour wieder ab, wahrscheinlich im Juli 2004. Dann sind wir noch zu fünft, fahren nach Chamonix und finden sehr schnell ein freies 3 Stern Hotel mit 2 Zimmer, es heisst L`Oustalet. Endlich aus diesen Klamotten raus, duschen, Haare waschen, ausräumen, das tut alles so gut. Der Abend beginnt, wir gehen in die Altstadt zum Fondueessen mit grünem Salat, Wein, Schwarztee und Kirsch, wir geniessen und feiern, schlendern später herum in den Gassen und dann noch in eine Bar, wo wir es wie immer recht lustig haben. Wir sechs sind halt einfach eine tolle Gruppe, erlebten zusammen auch sehr gute Kameradschaft am Berg. Um Mitternacht sind wir im Hotel zurück und schlafen endlich wieder in einem richtigen Bett ein. Mein Daumen ist noch immer weiss und schmerzt noch lange in der folgenden Nacht. Im Jahre 1786 erreichen Jacques Balmat und Dr. Michel Paccard als erste Menschen den Gipfel. Gegen 09 00 h Morgens dann in die Stadt, wir posieren vor dem Kupferdenkmal des Zweitbesteigers des Mont Blanc, nämlich Horace - Benedict de Saussure, das war im Jahre 1787. Horace - Benedict de Saussure und ein Bergführer zeigen mit dem Finger hoch zum Mont Blanc, dasselbe tun auch wir, als uns eine Touristin fotografiert. Auf dem gleichen Platz steht auch das Denkmal vom Erstbesteiger Dr. Michel Paccard. Hier nun ein Auszug aus dem Internet über die ersten Besteigungen des Mont Blanc: Chronik: 1581 Der Montblanc wird erstmals
erwähnt als "Les Glaciers"
Le Nid d` Aigle ( Adlernest
) ( 2373m. ) - Tete Rousse Hütte ( 3167 m. ) Tete Rousse Hütte ( 3167
m. ) - Aufstieg durch das Grand Couloir - Gouter Hütte Gouter Hütte ( 3817 m.
) - Dome de Gouter ( 4304 m. ) - Vallotbiwak ( 4362 m. ) Vallotbiwak ( 4362 m. ) - Gipfel Mont Blanc ( 4810 m.ü.M. ) = 1 Stunde 45 Minuten. Gipfel Mont Blanc ( 4810 m.ü.M. ) - Gouter Hütte ( 3817 m. ) = 3 Stunden. Gouter Hütte ( 3817 m.
) - Abstieg durch das Grand Couloir - Tete Rousse Hütte Tete Rousse Hütte ( 3167
m. ) - Le Nid d` Aigle ( Adlernest ) ( 2373m. )
Georg Grolimund - Schmidlin Beendet am 20. September 2003
....hallo gago hallo georg Der Bergsport Treffpunkt R. Wellig hallo !das glaube ich, das
windig war. auf der italienischen seite ist man mehr geschützt. meine
leute waren froh, dass sie daunen sachen gemietet haben. Hoi Georg Ihr sieht aber mitgenommen
aus !! Es war sicher schwierig, nicht? Hattest du
Gago. Bianca und ig wünschä euch vill Glück bim Mont Blanc...Chumm wieder hei mir vermissä di.. Si redet vill vo Dir und em Iwauuu...Iris. Bravo, wir feiern mit Dir,
ich bin bei Toni und Lucie, von Véro Steffen. Gratuliere allen, die diese Meisterleistung vollbracht haben, von Martä. Ich gratuliere, konnte leider nicht mitkommen, bin am Trauben lesen auf 600 m.ü.M., Mit freundlichen Grüßen Edgi. Gratulations to all, Kilian. Toll, ich gratuliere! Wie hast Du das geschafft: Bist Du rauf zum Gipfel, oder ist er zu Dir runter gekommen? Ändel. Super! Gratulation! Nadja Müller. Gratuliere! Adi.
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